Weihnachten mal anders

Vorbemerkung:  Wir sind zu Weihnachten in Bequia, das ist eine kleine Insel südlich von St. Vincent. 75 Seemeilen sind es von St. Lucia hierher. Auf der Insel treffen wir einige der ARC – Famliencrews und befreundete deutsche Segelcrews wieder. Wir verbringen auf der malerischen Insel das Weihnachtsfest und begehen den Jahreswechsel. Claudia schreibt hier über unsere Erlebnisse am 2. Weihnachtsfeiertag, den wir am Strand verbrachten. Weihnachten, wie wir es kennen, ist weit weg.

(C) Nun konnte ich mich in meiner jugendlichen Vergangenheit relativ gut bei anstehenden Sportfesten drücken, dies war jedoch hier nicht möglich. Ich fügte mich in mein Schicksal. Als wir mit unserem Dinghy am Strand angekommen sind, waren wir schon fast komplett nass. Ich trottete tapfer mit allen anderen zum Austragungsort. Mangels einer Fahnenstange, banden wir unsere kleine Deutschland Flagge an ein Paddel und platzierten sie zu den anderen Teamflaggen, Team Großbritanien hatte die größte, gefolgt von Kanada und Schweden. Dem Nationlalgeist unserer Gegner folgend, ließen wir uns auch unsere Flagge ins Gesicht malen. Es war herrlich ansteckend. Alle Familiencrews waren da, die Teams standen fest. Wir folgten spannend mit Augen und Ohren, den Anweisungen und Regeln der einzelnen Disziplinen, die mit Händen und Füßen vorgetragen wurden. Wir bekamen Zeit, zum Vorbereiten und Üben. Und so fand ich mich mit Luci, an ein Bein gefesselt wieder und wir übten, wie wir am schnellsten mit 3 Beinen rennen können. Unsere Hops-Technik: eins-zwei, eins-zwei, eins-zwei war erfolgreich. Wir konnten einen richtig guten Vorsprung ergattern, dann ging es in unserem Team mit „fünf Mal um den Stock-rennen“ weiter und wir lagen wieder weiter hinten. Als dann Marko und Juliane mit Schubkarre fahren dran waren, gab es kein Halten mehr. Mit ausgeklügelter Technik schob er sie regelrecht ins Ziel. Nächste Challange: Akrobatik im Wasser auf dem SUP. Da lagen unsere Kanadier eindeutig vorne. Wobei auch ein witzig anmutigender Bauchklatscher im englischen Team mit ordentlicher Punktzahl bewertet wurde. Ich hatte so viel Spaß, die ganzen Szenen in Bild und Ton einzufangen, dass mir niemand böse war, mich nicht im handfesten Gewühle wiederzufinden, als es darum ging, die schönste Sandburg zu bauen. Unser Ziel war hoch gesteckt: es sollte Neuschwanstein werden. Während wir noch an unserem Fundament und Grundmauern mit einem Paddel feilten und überlegten, ob wir noch eine Kleckerburg daraus machen sollten, nahmen bei den anderen Teams schon Gäben, Brücken und Zugangswege Gestalt und Form an. Unsere Schweizer im Team zauberten noch eine Schneefrau und Schildkröte in den Sand. Zu Auswertung schaute unsere Jury recht ungläubig, als wir versuchten, unser “Neuschwanstein” zu erklären. Dieser Punkt ging nicht an uns. Einmal voller Sand, ging es gleich weiter zur nächsten Aufgabe: Wer gräbt das tiefste Loch in den Strand? Für alle Teams gab es hier die gleichen Voraussetzungen, wir gruben in einer Linie parallel zum Wasser. Unser Plan: Graben und gleichzeitig an den Seiten schön aufstocken 🙂 das wurde zeitversetzt auch von unseren lieben Kanadiern neben uns nachgemacht. Ab und zu kamen die Wellen bedrohlich nah und dann schwappte auch eine Welle schön über. Mit vollem Körpereinsatz wurden die Löcher beschützt, bis die Zeit um war. Hier gewannen eindeutig die Schweden, der Schutzwall wurde bei Messung nicht akzeptiert. Kanada und Deutschland konnten es nicht fassen! Nun stellten wir ein starkes Team für das Tauziehen zusammen: vier Erwachsene, vier Kinder. Das war knapp, hatten wir doch nur unsere vier Mädels dabei. Luise bestand bei der Verteilung auf das Reißverschlussprinzip und Große hinter, Kleinere nach vorne. Es startet Kanada gegen Großbritannien. Das knapp 30 Meter lange Seil schien sich nicht zu bewegen. Aber schließlich nahmen die Wellen unseren Kanadiern den guten Halt und sie gaben nach. Aufstellung Schweden und Deutschland, und alle vier Schritte in Richtung Wasser. Na toll. Unsere Taktik auch auf drei immer mal einen ordentlichen Ruck zu machen, ging gut auf. Wir gewannen in Windeseile. Unsere zweite Runde gegen Kanada verlief ähnlich. Unser Team hat es gerockt! Nun wurden zwei Zweierteams gesucht, der Erwachsene steht mit verbundenen Augen auf dem SUP und lässt sich von einem Kind hinter ihm die Richtung zurufen, es wird abgeklatscht und das zweite Team paddelt zurück, wer seine Flagge als erstes berührt, gewinnt. Interessante Zusatzinfo: „no rules“ (keine weiteren Regeln). Die erste Runde verlief noch recht unspektakulär, allerdings mit viel Lachen und Anfeuern. Erst in der zweite Runde wurde von eingefleischten Fans die SUPs boykottiert. Sie wurden so ins Schaukeln gebracht, dass der blinde Passagier im Wasser landete und das kostete gute Sekunden. Doch unsere Schweizerin mit Luise schüttelten alle ab und fuhren geradewegs durch das Ziel. Während ich noch mit fotografieren vom Strand aus beschäftigt war, rannte eine pfiffige Mutti aus Schweden mit unserer Flagge an mir vorbei. Ich bin sofort hinterher und schnappte mir die geklaute Flagge. Was für ein schönes Chaos, diese „no rules“. Und tatsächlich waren dann wir Standspiele-Tagessieger, also Beachgames-Daywinners, oder so. Wir schafften es noch, unser Gewinnerteam aufs Foto zu bekommen, bevor die anderen Abschlussfotos mit den Landesflaggen der Gegner gecrasht wurden. Ein herrliches Durcheinander.

(M) Der olympische Gedanke vereinte viele Länder zu einem lustig bunten Haufen.  Das scheint im „normalen Leben“ leider nicht möglich zu sein.

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