Die ersten Wochen in der Karibik

(M)  Die ersten Tage in der Karibik ziehen wie ein Film an mir vorbei. Die ARC läuft noch und täglich erreichen Boote in die Rodney Bay Marina. Wohin soll die Reise über Weihnachten und Silvester gehen? Ich bin unsicher und zum ersten Mal auch planlos.

GOOD FELLOW hat die Überquerung gut überstanden. Wir haben vergleichsweise wenig zu reparieren. Der größte Schaden ist das defekte Unterwant, an dem ein Draht gebrochen ist. Das muss professionell gemacht werden. Auf Empfehlung mehrerer Crews der ARC Flotte soll die Reparatur auf Martinique durchgeführt werden. Dort gibt es eine bekannte Fachfirma. Ich schreibe sie per Email an und mache einen Termin Anfang Januar aus. Bis dahin müssen wir ein wenig vorsichtig segeln. Die ARC hat deren Teilnehmer zu Freunde werden lassen. Und so lässt es sich die Crew der KOA aus England nicht nehmen, unser Rigg zu inspizieren. Die Beiden sind nämlich professionelle Rigger. Sie kommen mit kompletter Ausrüstung an Bord, klettern auf den Mast und schauen sich alles genau an, ihrer Einschätzung nach ist alles soweit in Ordnung. Das beruhigt mich. Wir bedanken uns mit einem selbstgebackenen Kuchen aus dem Omnia, was wiederum Freude auf der KOA auslöst, denn mit Backen kennen sich die Beiden wohl nicht aus. Engländer eben.

Nach langem hin und her, entscheiden wir uns mit anderen Familiencrews nach Bequia (gesprochen: Backway) zu segeln. Die Insel liegt im Süden von St. Vincent und gehört zum Inselstaat „St. Vincent und die Grenadien“. Auf dem Weg dahin wollen wir noch einige Zwischenstopps in den Ankerbuchten von St. Lucia machen. Die große Abschlussparty der ARC mit Siegerehrung zieht an uns vorbei und dann heißt es „good bye and fair winds“. Die Marina leert sich allmählich. Auch unsere deutschen Freunde der SIMA und LOTHLORIEN verlassen den Hafen in Richtung Martinique. Und wie sie, wollten eigentlich auch wir los, als uns die Nachricht erreicht, dass es in letzter Nacht in mehreren Ankerbuchten auf St. Lucia zu bewaffneten Überfällen auf Segelboote gekommen sei. So habe ich mir den Start nicht vorgestellt! Also verzichten wir auf die Ankerbuchten und den Besuch der Pitons, der beiden bekannten spitzen Berge im Süden der Insel. Schade. 

St. Lucia mit den Pitons

Vor Weihnachten setzen wir den Kurs Richtung Süden. 75 Seemeilen beträgt die Entfernung nach Bequia. In Lee von St. Lucia freuen wir uns über moderate Winde und wenig Wellen. Was für ein Spaß. Wir fahren dicht an der Insel entlang und können uns  an der grünen Silhouette kaum satt sehen. Die Pitons bilden dabei den Höhepunkt. Fast unwirklich erscheinen die beiden Berge, die von Wolken verhüllt ihre Gipfel verbergen nur um kurze Zeit später im blauen Himmel ihre ganze Pracht zu präsentieren. Schon an den Pitons merken wir, dass es gleich rauer zugehen wird, denn uns erwartet die freie See zwischen St. Lucia und St. Vincent. Schlagartig ist es mit dem fröhlichen dahin-Segeln vorbei. Von Backbord schieben sich nun steile Wellenberge auf uns zu. Der Wind wird merklich stärker. Er frischt bis auf 25 Knoten auf. Wir reffen die Segel und stellen uns auf eine fünfstündige Achterbahn fahrt ein, denn dann sollte uns St. Vincent wieder ausreichend Schutz bieten. Die Wellen brechen sich neben uns und kommen sogar einmal über. Die Windböen spielen mit GOOD FELLOW. Aber nicht nur Wind und Wellen, auch die vielen Charterboote, oftmals Katamarane, machen uns zu schaffen. Die Schiffe haben nämlich kein AIS an Bord und sind somit nicht auf unserem Kartenplotter zu sehen. Ein Crewmitglied muss deshalb ständig Ausschau halten, damit wir gegebenenfalls unseren Kurs anpassen können. Das sich um die Aufgabe kein Crewmitglied gerissen hat, ist sicherlich verständlich. Am Nachmittag erreichen wir endlich St. Vincent und fahren im Schutze der Insel in die Dunkelheit. Für ein paar Stunden sammeln wir Kraft, um dann noch einmal für eine kurze Distanz über die offene See unser Ziel anzusteuern. Dies ist schon meilenweit zu sehen und wir freuen uns auf unsere erste Ankerbucht in der Karibik. Mitternacht fällt der Anker am Rande des großen Ankerfeldes. Morgen suchen wir uns dann einen schönen Platz . Die Überfahrt war anstrengend. Obwohl die Entfernungen zwischen den karibischen Inseln kurz sind, heißt das noch lange nicht, dass die Bedingungen dazwischen besser wären. Der kleine Hopser war anspruchsvoll. 

Wenn man in der Nacht eine neue Destination erreicht, ist es am nächsten Morgen immer eine Überraschung, wie eigentlich der Ort aussieht. Wir werden nicht enttäuscht. Eine große Bucht, umgeben von einer Hügelkette und türkisfarbenen Wasser. Ein Sandstrand rundet das Ensemble ab. Es sind jede Menge Segler hier. Die Bewohner der Insel sind darauf eingestellt. Von kleinen Holzbooten aus wird jeglicher Service angeboten. Baguettes zum Frühstück, Früchte und Obst, Fisch und Hummer, Wasser und Diesel. Die schmutzige Wäsche und der Müll werden ebenso abgeholt. Wir nutzen die eine oder andere Dienstleistung der sogenannten Boatboys, erkunden die Insel, trinken Rumpunsch auf der Floating Bar (ein schwimmendes Floss mit einer Bar inmitten der Ankerbucht; würde keine Betriebsgenehmigung in Deutschland erhalten 😉 )  und verbringen die Feiertage und den Jahreswechsel mit unseren Segelfreunden. Dies alles zu beschreiben, würde unseren Blog hier inhaltlich sprengen, sodass wir uns auf einige schöne und bemerkenswerte Episoden beschränken möchten.  

Eine davon ist unser Einkaufsbummel. Die Bewohner verkaufen an kleinen Ständen ihr Obst und Gemüse. Alles davon wächst auf der fruchtbaren Insel. Die Yachties nehmen das Angebot gern an. Was es nicht an den Ständen gibt, kann man im Laden kaufen. Hungern muss hier keiner! Claudia ist gerade in einem solchen Markt und stehe davor und beobachte die Leute. Es ist viel los. Einheimische und Fremde bevölkern die Hauptstraße, Autos mit lauter Musik drängeln sich hupend hindurch. Es herrscht geschäftiges Treiben. Zwischen den Ständen und dem Markt läuft ein alter Mann hin und her und bietet eine Tüte Blattspinat zum Kauf an, nur eine kleine Tüte – mehr nicht. Doch niemand mag den Spinat kaufen. Der alte Mann tut mir leid. Draußen in der Bucht stehen Segelboote im Wert von Millionen und die Segler gehen einfach an diesem alten Mann vorbei. Dann ist er verschwunden. Claudia kommt aus dem Laden und wir spazieren zurück zu unserem Beiboot (Dinghy). Wir wollen unsere Einkäufe wegbringen. Der alte Mann steht vor dem Steg mit den Dinghys. Für seinen Blattspinat hat er immer noch keinen Kunden gefunden. Ich gehe hin und frage, was der Spinat kosten soll. 10 EC (ca. 3 €) sagt er. Ich bitte Claudia, mir das Geld zu geben und kaufe ihm seinen Spinat ab. Er freut sich, lächelt und bedankt sich mit einem „god bless you“ bei uns. Mir kommen die Tränen. Claudia steht gerührt neben mir und ist gleichzeitig überrumpelt, dass es heute Blattspinat zum Essen gibt. Eine kurze Internetrecherche (wegen der Zubereitung) und zwei Stunden später lassen wird den Spinat a la Bequia schmecken. 

Die Tage fließen dahin. Wir sind allmählich in unserem Karibikalltag angekommen. Nur ticken die Uhren hier langsamer. Wir nehmen uns täglich nur eine Sache vor. Entweder wir kaufen ein, waschen Wäsche oder reparieren das Boot. Alles dauert länger. Bereits die Dinghyfahrt ans Land dauert seine Zeit. Und so machen wir viele Sachen, die wir in Deutschland nebenbei erledigt hätten, viel bewusster. Von Langeweile keine Spur, im Gegenteil. Jeder Tag ist spannend.

Den Silvesterabend verbringen wir beim Rastamann am Strand. Unter ein paar Bäumen hat er alte Segel zu einem Dach verspannt und Tische und Bänke darunter gestellt. Zwei alte Kühltruhen dienen als Lager und der Grill ist eine umgebaute Gasflasche, die auf der Seite liegend und in der Mitte halb geschnitten, genügend Platz für das Chicken bietet. Er versichert uns, dass er das beste Barbecue der Insel zubereitet. Ein paar Batterielampen leuchten das „Lokal“ aus und am Strand wird für uns aus gesammeltem Holz ein Lagerfeuer entfacht. Es wird ein deutscher Abend mit deutschen Seglern, die sich während der Reise kennengelernt und hier in Bequia versammelt haben. Wir trinken Bier und Rumpunsch und lassen es uns mit dem gegrillten Hähnchen und unseren mitgebrachten Salaten und Kuchen gut gehen. Die Zeit bis Mitternacht sitzen wir unter dem Segel oder am Lagerfeuer. Es ist stockdunkel und warm, die Wellen brechen sich gleich vor uns am Strand. Wir können sie nicht mehr sehen, aber dafür um so lauter hören. Pünktlich um Mitternacht veranstaltet die Insel ein Feuerwerk, das uns staunen lässt. Der Segelgemeinde und den Inselbewohnern wird ein 15 minütiges Spektakel am Himmel geboten. Nur das Feuerwerk in Sydney ist wohl schöner. Was für ein Start ins neue Jahr!

Vor der Rückfahrt graut es mir, die Wind- und Wellenvorhersage stimmt uns wieder auf eine anstrengende Fahrt ein. Vorsorglich tausche ich das defekte Unterwant mit dem intakten Want von der Backbordseite. Da der Wind von Steuerbord weht, haben wir es nun nicht auf der Seite, die sich unter Last befindet. Wir fahren über Nacht und wollen gleich bis Martinique weiter, um rechtzeitig in der Werft zu sein. Es wird, wie auf der Hinfahrt eine anstrengende Fahrt mit Wind, starken Windböen und steilen Wellen zwischen den Inseln. Wir fahren mit gerefften Segeln, um Besatzung und Material zu schonen. Hinter den Inseln kommt aber immer wieder die Maschine zum Einsatz, weil absolute Flaute herrscht. Nach einem Tag und gut 100 Seemeilen im Kielwasser erreichen wir St. Ann auf Martinique. Das Ankerfeld ist riesig, wir suchen uns ein geschütztes Fleckchen und lassen den Anker fallen. Die Insel ist ein sogenanntes Überseedepartement von Frankreich. Sie ist eine von mehreren Inseln unter französischer Flagge in der Karibik und somit auch Teil der Europäischen Union. Wir zahlen in Euro und telefonieren zu deutschen Konditionen. Die Supermärkte sind gut sortiert und das Preisniveau für Nahrungsmittel erstaunlich niedrig. Es gibt sogar Sachen aus deutscher Produktion zu kaufen. Was für ein Wahnsinn! Schon beim ersten Betreten vor Ort bemerke ich die Unterschiede zu St. Lucia und Bequia. Der gesamt Ort sieht herausgeputzt aus. Die Straßen sind geteert, es gibt Gehwege, Straßenbeleuchtung, Abwasserkanäle. Beidseits der Straßen stehen hübsche Häuser in karibischen Farben. Sogar klimatisierte Busse werden hier für den öffentlichen Nahverkehr eingesetzt. Also alles wie zu Hause. Ob ich dafür 6.000 Seemeilen gefahren bin? So richtig will der Funke nicht überspringen, aber sei es drum. Wir nutzen ja schließlich auch die Annehmlichkeiten, die die Insel bietet, insbesondere die Reparatur unseres Riggs.

Zur Feier des Tages wollen wir in ein Restaurant gehen. Es ist Montag. Ich schreibe das hier bewusst auf, denn was erwartet den interessierten Frankreich Besucher an einem Montag? Natürlich nichts. Alles hat zu, auch fast alle Kneipen und Restaurants. Wir finden tatsächlich ein Strandrestaurant  und versuchen es nach dem obligatorischen „Bonjour“ mit Englisch – das war aber ein schwerer Fehler! Der Saveur (Kellner) weigert sich beharrlich mit uns Englisch zu sprechen. Statt dessen wiederholt er jedes gesprochene englische Wort auf Französisch, als wolle er uns mit aller Gewalt seine Sprache beibringen. Wir spielen sein Spielchen mit, was bleibt uns anderes übrig, wir haben ja schließlich Hunger. Mit vier homöopathisch gefüllten Mägen und 100€ weniger im Portemonnaie (oder soll ich ab jetzt lieber Geldbörse schreiben?) verlassen wir etwas frustriert und mit erweitertem Wortschatz den Laden.  

Willkommen in Martinique.

(An dieser Stelle verweise ich auf den Segelblog von Martin und seiner Selene. Er ist ein großer Martinique Fan, stimmt´s Martin?)

Die nächsten Tage sind wir mit der Reparatur des Riggs beschäftigt. Wir fahren dazu nach Le Marin, einem kleinen Ort am Ende der Bucht mit mehr Segelbooten als Einwohnern. Ich habe noch nie so viel Schiffe auf einem Haufen gesehen wie hier. Die Reparatur dauert für karibische Verhältnisse nur 2 Tage, wovon vielleicht zwei Stunden netto für uns gearbeitet wurde. Die Arbeiten wurden wegen diverser Regenschauer, der Mittagspause und dem pünktlichen Feierabend mehrfach großzügig unterbrochen. Wir nutzen die Zeit in der Marina, um zu proviantieren und u.a. die Duschen zu benutzen. Zeit dafür haben wir ja. Und als es dann wieder losgehen sollte, musste es dann ganz schnell gehen. Einer der Mitarbeiter machte die Vorleine ohne mein Wissen los. GOOD FELLOWs Heck ging zum Steg und eine Metallkante bohrte sich in den Rumpf. Das Ergebnis: Ein riesiger Kratzer.  Die Firma versuchte in den nächsten Tage den Schaden weitestgehend zu beseitigen, aber nun haben wir zwei Flecken am Rumpf und sind für den Rest der Reise gezeichnet. Eine schöne Erinnerung an Martinique. 

Nach der Episode in Le Marin wollte ich so schnell wie möglich weg aus der Bucht. Wir verlegen uns eine Bucht weiter in die Inselhauptstadt Fort de France. Von dort aus wollen wir ein Auto mieten und uns die Insel anschauen. Tatsächlich lässt sich Martinique prima mit dem Auto erkunden. Ein bisschen Abenteuer ist auch dabei, denn unmittelbar hinter der Stadtgrenze wird die Straße vom Regenwald verschluckt. 

(C) Wir besuchen Georges de la Falais. Es sind sehr kurvenreiche Straßen, entlang üppiger Vegetation, man könnte meinen, das Grün verschlingt demnächst den Asphalt. Es regnet. Eigentlich regnet es ständig, zumindest am Vormittag, ab Mittag gibt es dann längere Sonnenpausen mit Niederschlägen. Als wir ankommen, hört es für mich auf zu regnen. Wir ziehen unsere Badesachen oder zumindest die Teile an, die nass werden können und starten für zehn Euro pro Person in den Regenwald. Es geht eine steile – nennen wir sie Treppe- hinab. Es sind eigentlich aufgeschüttete Erdhäufchen, die mit einem Holzbrett und zwei Eisenstangen im Boden fixiert sind. Der Abstand ist für meine kleinen Beine etwas zu weit. Ich bedenke jetzt schon den Wiederaufstieg. Fast am Ziel angekommen, waten wir durch einen Fluss und finden uns an einer Sammelstelle wieder. Hier warten ca. 15 andere Leute mit uns, im Bikini, in Wanderhosen, im Neoprenanzug, alles vorhanden. Wir warten auf den Guide, der mit einer Metallleiter auf uns zuhält. Es gibt einen französischen Wortschwall und es kann losgehen. Ein Italiener übersetzt uns ins Englische. Er ist Segler und hat Mitleid mit uns. Wir waten durch Steine, Schlamm, Wasser, Gestrüpp. Es ist irre, würde ich das doch eigentlich nie freiwillig machen. In dem fließenden Wasser sieht man den Grund nicht, und so schaue ich auf die Beine meines Vordermannes und hoffe, nicht allzu tief einzusinken. Ab und zu schafft es das Wasser doch bis über den Bauchnabel. Wir erklimmen einige höhere Stellen mit der Leiter, tasten uns vorwärts, bis wir mit unseren Händen die Felswände links und rechts gleichzeitig berühren können. Und genau an dieser Stelle wird es tief. Und so hangeln wir uns wie eine Brücke mit Händen und Füßen der Felswand entlang zum nächsten festen Grund. Der Wasserfall ist nicht sehr groß, hat aber enorme Kraft. Marko, Juliane und Luise trauen sich näher ran, dahinter und an der Seite auch durch ihn hindurch. Ich bleibe auf Abstand und freue mich, schöne Bilder machen zu können. Der Weg zurück ist leicht, wissen wir doch, wie wir uns voran tasten. Die Stufen hoch haben es wirklich in sich, nichts mit deutscher DIN-Norm und ergonomischer Höhe. 

 

Coer Bouliki. Den zweiten Tag fahren wir in den Regenwald. Sprichwörtlich. Es regnet die ganze 40 minütige Autofahrt. Bei Ankunft will ich eigentlich nicht aussteigen, erspähe jedoch eine große Überdachung und dahin flüchte ich mich schnell. An eine Regenjacke hat nur Juliane gedacht, zumindest haben wir aber alle festes Schuhwerk, im Gegensatz manch anderer Besucher, die hier unterschlüpfen. Von Flipflops und Stoffsandaletten bis hin zu leichten Schuhen mit weißen Socken, steht hier alles rum. Nunja, wir haben Zeit und ich bestaune den Regen im Regenwald. Er hat eine sehr beruhigende Wirkung und ich bewundere die riesigen Blätter und Blüten. Wir bemerken wegen dem Rauschen und Tropfen fast gar nicht, dass es kurz aufgehört hat zu regnen. Und so marschieren wir los, durch den Matsch auf festgelegter Route. Links und rechts von uns gibt es tausend verschiedene Grüntöne, was für eine Pracht. Wir finden eine ca. 20 Meter lange Hängebrücke über einen wenig tosenden Bach. Sie ist so schmal und wackelig, dass immer nur einer rüber kann. So laufen wir im abstandhaltenden Entenmarsch los und als wir ankommen, ergießt sich die nächste versteckte Wolke über uns. Es sind so richtig dicke warme Tropfen, und sie treffen mich fast alle. Ich bekomme die Regenjacke von Juliane übergehängt, aber nur, damit ich Fotos von ihr auf der Hängebrücke machen kann. An einen längeren Spaziergang ist nicht mehr zu denken, völlig durchnässt treten wir den Rückmarsch an. Marko vermisst im klimatisierten Auto die Sitzheizung zum Wäsche trocknen. 

Tschüss Fort de France 

Am nächsten Tag wollen wir weiter. Es ist früh am Morgen, als vor uns, recht lautlos eine AIDA anlegt. Marko ist fasziniert von dem Anlegemanöver und kann den Blick kaum lösen. Der gestern so ruhige Platz vor der Hafenmauer ist heute voller Leben. Als das riesiges Kreuzfahrtschiff seine Passagiere ausspuckt, öffnen sich kleine Buden und Stände voller bunter Dinge zum Einkaufen, im Hintergrund spielt laute Musik. Das also alles für die Kreuzfahrer. Luise und ich beschließen, mit dem Dinghy noch unseren Müll zu entsorgen und gleich mal durch das Treiben zu schlendern. Kleider, Tücher, Strandlaken, T-Shirts, Hüte, Ketten und Anhänger, alles was ein touristisches Herz höher schlagen lässt. Wir bleiben stark und gucken nur. 

(m) Die Inselhauptstadt hat leider nicht viel mit unserer Vorstellung von Karibik zu tun. Es ist wie in Europa. Am Stadtrand gibt es Gewerbegebiete wie bei uns zu Hause und wären da nicht die tropischen Pflanzen würde man meinen, man wäre in Deutschland. Da wir die Umstände aber auch für unsere Reise genutzt haben, möchte ich hier nicht so viel meckern nur ein bisschen zum Nachdenken anregen. 

Wir setzen Segel und fahren weiter nach Norden um von hier aus, mit einem passenden Wetterfenster nach Dominica überzusetzen. Davon bald mehr.

15 Kommentare zu „Die ersten Wochen in der Karibik“

  1. Mario Schellenberg

    Hallo ihr Vier, endlich habe ich mir wieder Zeit genommen, um eure Reiseeindrücke zu lesen und eure wunderschönen Bilder anzuschauen. Ich fühle mich dabei so, als wäre ich dabei gewesen. Ich spüre regelrecht den Seegang beim Lesen und die Anspannungen, die teilweise damit verbunden sind. Ich spüre die Genugtuung und euren Stolz, wenn ihr die schwierigen Momente meistert, ich spüre aber auch eure Demut vor den Naturgewalten oder dem Dasein der einfachen, teilweise doch sehr armen Menschen. Ich spüre eure Freude, eure Begeisterung und Gelassenheit. Es sind wunderbare und sehr persönliche Eindrücke, die ihr schildert. Vielen, vielen Dank dafür. Genießt die Langsamkeit der Karibik, genießt die Sonne und vielleicht auch etwas den Regen. Bleibt gesund und bis bald.

  2. Danke für den neuen Bericht! Sehr interessant und mit viel Interesse gelesen, die Erlebnisse hinreißend erzählt. Wünsche Euch weiterhin solch eine schöne und Erlebnisreiche, Zeit alles Gute und stets eine Handbreit ………. na ihr wisst schon.

  3. Heh, ja – Martinique. Den Spaziergang durch den Wasserfall hatten wir 3x versucht. 3x hat uns der Typ abgewiesen. Dazu die omnipräsente Propaganda, die wegen des Wahlkampfes aus jedem Lautsprecher schallte. Nie wieder Martinique …

    Viel Spaß auf Dominica. Da war ich 4 Monate. War eigentlich schön – grüß mal Jeff, Titus, Bonto, Spesh, Gerome, FlengJen und wie sie alle heißen. Leider wurde Dominica bei mir auch durch einen versuchten Einbruch in Selene überschattet, obwohl wir an einer Tonne von PAYS in der Bucht vor Portsmouth lagen (die eig. als sicher gelten)

    1. Hallo Martin, wir sind Deiner Meinung, auch wenn wir nicht das letzte Mal auf einer französischen Inseln sein werden. Dominica ist eine andere Welt und wir haben von dieser wunderschönen Insel viel zu erzählen. Aber dazu später mehr. Ja, und die französischen Inseln begleiten uns noch ein bisschen, denn den Franzosen waren scheinbar ziemlich umtriebig bei der Eroberung der Karibik. Und wir hatten auch positive Begegnungen, die uns viel Freude bereitet hatten. Viele Grüße nach Sachsen und viel Spaß in der Bootswerft. Marko und Familie

  4. Roberto Buschmann

    Vielen Dank für diese schöne und wie immer toll geschriebene Episode. Irgendwie hat Eure ganze Familie ein Talent zum schreiben. Es liest sich einfach sehr gut, bildhaft und angenehm. Im Prinzip ist doch wenn Eure Reise irgendwann mal mit dem finalen Anlegebier endet schon ein komplettes Buch durch Eure Erlebnisse niedergeschriebenen. Lasst mich Euch zum Schluß noch eine lustige Reiselektüre für Eure Bordbibliothek empfehlen…..”Seefahrt mit Huhn”…. von Guirec Soudée. Das Huhn heisst übrigens Monique. Könnt Ihr Euch ein Huhn auf der “Good Fellow” vorstellen???? Na gut Ihr hättet immer frische Eier. OK, wenigstens jeden Tag eins. 🙂 Bin mir aber fast sicher, dass Ihr das Buch schon kennt. Vielen Dank nochmal, bleibt gesund. LG Roberto

    1. Hallo Roberto, das ist ja ein Zufall…ich habe meinen nächsten Blogbeitrag bereits fertig. Da schreibe ich tatsächlich auch über ein Huhn. Ich kenne “Seefahrt mit Huhn” und hätte wirklich gerne eins mit an Bord, aber der Rest der Crew ist dagegen. Sie haben bestimmt Angst, dass das Huhn eine ganze Kabine für sich in Anspruch nimmt und dann der Platz nicht mehr reicht. 🙂 Viele liebe Grüße, Claudia

  5. Hallo alle zusammen 👍 ich verschlinge Eure Berichte 👍👍 wir freuen uns mit Euch über das Schöne, was Ihr erlebt👍👍😃😃😃 was sagte einst Erich Kästner 😉 Es gibt nichts Gutes 😉 außer man tut es👍👍👍
    Bleibt gesund und genießt die Zeit 👍👍 es kommt vielleicht nicht wieder 😉👍
    Schöne Grüße in die Karibik von Roland und Familie 👍🍀

  6. Hallo ihr Lieben. Wieder ein so lebensechter spannender Blog von euch!!!! Super..danke…
    Bin aber immer wieder froh wenn ich beim Lesen weiss, dass das Geschriebene schon gut überstanden ist. Erlebt weiterhin viel Schönes..geniesst..
    Seid lieb gegrüsst und gedrückt von Veronika

  7. Na das war ja ein spannender Jahreswechsel 2022 /2023 und ein interessanter Jahresbeginn.
    Ich wünsche euch weiterhin viel Spaß und viel Glück bei der weiteren Route. Wie immer Mast und Schotbruch…. und viele Grüsse an die gesamte Crew von Kornelia

    1. Jens und Tatjana

      Schön und spannend geschrieben. Habt viel Spaß weiterhin. Wir denken an euch.

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