Vorbereitung Umbau der Wasserversorgung

Die Anpassung der Wasserversorgungsanlage  hat mir bisher die größten Kopfschmerzen bereitet. Eine Crew mit 4 Personen verbraucht nämlich eine nicht unerhebliche Menge an Wasser. Alleine als Trinkwasser benötigen wir jeden Tag  3l pro Person. Außerdem kommt dann noch Wasser zur Körperhygiene und zum Kochen hinzu. Ich kalkuliere somit einen Tagesverbrauch von ca. 30-40l. GOOD FELLOW hat zwei Tanks und kann 250l Wasser bunkern.  Damit haben wir für 6-8 Tage Wasser zur Verfügung, dann muss neu gebunkert werden. Natürlich kann auch Wasser gespart werden. Es steht ja auch Salzwasser zur Verfügung, was z.B. zum Waschen und zum Geschirrspülen genutzt werden kann. Aber selbst bei optimierter Wassernutzung würde das gebunkerte Wasser nur 12 Tage ausreichen. Für einen längeren Schlag müsste dann zusätzliches Wasser in Behältern mitgeführt werden.  Das Bunkern von Wasser sollte während der ersten Etappen der Reise kein Problem sein, da wir hier planen von Hafen zu Hafen zu fahren und die Infrastruktur an Land nutzen können. Vor Anker sieht das jedoch schon anders aus. Hier müssten wir täglich mindestens 20l Wasser mit dem Beiboot heranschaffen.  Wie können wir  das  verbessern?

Mein erster Gedanke war der Einbau zweier zusätzlicher Tanks unter den Salonsitzen. Hier waren bereits zwei flexible Tanks mit je 100l verbaut, die müssten nur getauscht werden. Optimaler wäre aber der Einbau von festen, maßgefertigten Tanks, die dann das komplette Volumen unter den Sitzen ausnutzen würden. Damit wären ca. 100 Extraliter im Vergleich zu den flexiblen Tanks gewonnen. Unser Bootsmann Martin hat dann aus Architekten-Pappe die Tanks in den Kisten als Modell hergestellt, mit denen wir dann Angebote eingeholt haben. Zur Auswahl standen Edelstahl und Polyethylen. Die Kosten für die Herstellung zweier Tanks  lagen aber bei beiden Materialien von ca. 800-1.000 €/Stück. Viel Geld, das hatte ich so nicht erwartet. Also vielleicht doch die flexiblen Tanks nutzen?  Das Problem wurde nun doch noch mal ausführlich diskutiert. Dabei wurde noch ein Problem erkannt – der Platzverbrauch im den Backskisten des Salons. Den Platz können wir gut für andere Dinge wie z.B. Proviant gebrauchen.

Aber was ist die Alternative? Hierzu bekam ich eines Abends unerwartet eine Lösung präsentiert. Während eines Gespräches  mit einem Segelfreund, der bereits im tropischen Gewässern unterwegs war, lag die Sache auch der Hand: “Ihr müsst einen Wassermacher einbauen, damit seid ihr unabhängig und müsst euch nicht um Wasser kümmern…“. Ein Wassermacher ist eine Anlage zur Entsalzung von Meerwasser. Ich hatte mich am Rande bereits mit der Thematik beschäftigt, aber die Anschaffung aus technischen und Kostengründen wieder verworfen.  Das Herzstück der Anlage  ist eine Membran durch die das Salzwasser unter hohem Druck gepresst wird. Vor der Membran bleiben die Mineralien zu einem hohen Anteil zurück und werden als “Abwasser” zurück ins Meer geleitet. Die Anlage benötigt normalerweise eine große Menge Energie (1.000 – 1.500W) , die ja bekanntlich auf Booten knapp ist. Die Lösungen reichen von 230V Anlagen die mit Notstromaggregaten oder über Stromwandler nebst großen Batteriebänken betrieben werden, bis hin zu Anlagen, bei den die Hochdruckpumpe am Dieselmotor angeflanscht ist, sodass der Dieselmotor die benötigte Energie zur Verfügung stellt. Außerdem gibt es Kleinstanlagen die mit 12V betrieben werden können, jedoch nur kleine Mengen Wasser produzieren können.  Für uns käme aber nur eine 12V Variante in Frage, da wir keine größeren Strommengen bei 230V erzeugen können – bei 1.000W ist bei uns Schluss.  Also recherchierte ich stromsparende Entsalzungsanlagen, die zudem noch über einen annehmbaren Wasserdurchsatz verfügen. Um so erstaunter war ich, als ich einen Hersteller fand, der mit einer erheblichen Energiesparvariante geworben hat. Die Anlage soll mit nur 100W Pumpenleistung 30l Trinkwasser pro Stunde produzieren. Das klang alles zu schön um war zu sein. Aber wie funktioniert das?  Ganz einfach. Die Anlage enthält ein Energierückgewinnungssystem, ähnlich einem Turbolader beim Auto, nur das hier der Rest-Druck hinter der Membran nochmals genutzt wird, um vor der Membran die Druckerzeugung zu unterstützen. 

Das die Lösung!  Also kauften wir nach nochmaligem Abwägen und nochmaliger ausführlicher interner Beratung eine soche Anlage.

Damit kam das nächste Problem auf uns zu. Die Anlage muss in die bestehende  Wasserinstallation integriert werden.  Luise und ich haben die Anlage schon einmal auf dem Fußboden unserer “Werft” ausgepackt, um den Aufbau zu studieren und zu prüfen, ob  wir auch alle Bauteile wie  Schlauchtüllen, Kugelhähne, Schläuche, Abzweige usw. vorrätig haben. Und so sieht das Ganze dann aus:

Was auf dem Foto relativ überschaubar aussieht, lässt sich in der Realität nicht so einfach umsetzen. Zuerst muss im Boot ein Einbauort gefunden werden, der möglichst in der Nähe eines Meerwasserzulaufes und eines Ablaufes liegt. Außerdem sollte die Anlage möglichst tief eingebaut werden, damit Sie nur wenig Auswirkung auf den Schwerpunkt von GOOD FELLOW hat. Dann gibt es noch diverse Einbauvorschriften seitens des Herstellers bezüglich Platzierung der Komponenten unter und über der Wasserlinie sowie Qualität und Durchmesser der Verbindungsschläuche usw. 

Die Wahl fiel dann auf eine Backskiste im Salon unmittelbar hinter der Pantry. In der Kiste war bereits ein flexibler Tank verbaut. Zudem können der Meerwasserzulauf und der Grauwasserablauf des Spülbeckens mit genutzt werden. Die Backskiste war jedoch leider nicht komplett mit Kunstharz ausgekleidet, sodass ich zunächst die Kiste mit zwei Lagen GfK versehen haben. Sie ist nun wasserdicht und muss noch mit Bilgenfarbe gestrichen werden. Dann werden dort fast alle Komponenten ihren Platz finden.

 

Fehlen nur noch die Armaturen und Schläuche. Jetzt wird es richtig kompliziert. Also Armaturen werden in Zoll verkauft. Auf GOOD FELLOW sind 1/2″; 3/4″, 1″; 1 1/2″ Armaturen verbaut. Daran werden Schläuche angeschlossen. Dies können in Zoll oder in Millimeter Innendurchmesser in verschiedenen Druckstufen bestellt werden. Der Wassermacher muss an einen Schlauch der Druckstufe PN10 und einem Innendurchmesser von 16mm (das entspricht 5/8″) angeschlossen werden. Das Problem: Kein Händler, insbesondere kein Wassersporthändler vertreibt einen solchen Schlauch. Fündig wurde ich dann bei Ebay. Nun muss der Schlauch noch irgendwie an den Grauwasserablauf angeschlossen werden. dieser hat einen Durchmesser von 1 1/2″ oder 44mm.  Einen 5/8″ Anschlussstutzen gibt dafür ebenfalls nicht.  Hier blieb mir keine andere Lösung, als aus mehreren Kunststoffrohren einen Adapter zu bauen.

Und wenn man gleich dabei ist, dann erneuert man die Borddurchlässe und Seeventile gleich mit. Wie auf den Bildern zu sehen ist, bestehen diese ebenfalls aus Kunststoff. Damit habe ich gleich das Problem der elektrochemischen Korrosion erschlagen. Ich hoffe, sie halten was sie versprechen. Nun bleibt nur noch die Integration des Systems in das vorhandene Wasser – Bordnetz. Der Wassermacher benötigt Süßwasser zum Rückspülen der Membran und das entsalzte Wasser muss in die Wassertanks gefördert werden.  Um es kurz zu machen – auch hier  müssen neue Teile und Rohre eingebaut werden. Ich habe mich für ein Stecksystem aus Polyethylen  entschieden, welches wiederum andere Maße hat. Jetzt reden wir von 15mm Rohren. Gemessen wird diesmal der Außendurchmesser.  Das Rohrsystem lässt sich einfach verlegen. Die üblichen Schlauchverbinder und Schlauchschellen entfallen und werden gegen Steckverbinder ersetzt. Und so sieht das Ganze aus:

Und last but not least muss das hergestellte Wasser in den oder die Tanks geleitet werden. Hierbei stellt sich mir die Frage, ob die das Wasser überhaupt trinkbar ist. Ein Probehahn muss also her, um das Wasser vor der Abfüllung in den Tank zur prüfen – auf deutsch zu kosten, ob es schmeckt oder doch noch salzig ist. Der Wasserhahn wird zusätzlich am Spülbecken montiert. Wenn der Wassermacher läuft, kann man vor dort gleich frisches Wasser zapfen. Übrigens das Rohr, welches vom Wassermacher zum Tank führt hat die Bezeichnung 8×6 d.h. es hat einen Außendurchmesser von 8mm und einen Innendurchmesser von 6mm und somit eine Wandstärke von einem Millimeter.  Wer bei diesem Wirrwarr an Zahlen noch mitgekommen ist,  beglückwünsche ich hiermit!  Ein Hoch auf unsere Deutschen Normen.

Wie die Leitung  an die Tanks angeschlossen habe ich noch nicht entschieden. Dazu später mehr.  

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