Einbau des Trinkwassersystems

Eigentlich müsste ich mich ja ansatzweise mit der Trinkwasserinstallation auskennen. Ich muss aber zugeben, dass ich mich bislang noch nie so richtig damit beschäftig habe. Also mache ich es wie immer – was ich noch nicht kann, erlerne ich einfach.  Zunächst musste ich mir einen Überblick über die verschiedenen Rohrleitungsdurchmesser, Anschlussverschraubungen, Materialien,  Fittinge usw. verschaffen. Da die Bauteile teilweise in Zoll und teilweise in Millimeter gemessen werden, war das letztlich etwas kniffelig für mich, die richtigen Bauteile so zusammenzustellen, dass sie dann auch zueinander passen.

Ein Beispiel: Ein Wasserhahn wird mit 3/8″ Verschraubungen ausgeliefert und wird eigentlich auf ein Eckventil geschraubt. Da in einem Boot aber keine Eckventile verbaut werden, musste also eine Lösung her,  wie die Armatur an eine 15mm PE – Leitung angeschlossen werden kann. Letztere wird mit einem 1/2″  Fitting mit  Innengewinde versehen. Nun benötigt man also einen Übergangsnippel von 3/8″ auf 1/2″. So was braucht normalerweise kein Mensch. Doch im Fachgroßhandel konnte mir dann doch geholfen werden, wobei selbst der Verkäufer ungläubig auf meine mitgebrachten Formstücke schaute und mitteilte, dass er so was noch nie gesehen hat.

Das Bild zeigt nun links den Anschluss  des Wasserhahns, rechts die Zuleitung, in der Mitte den Messing-Doppelnippel. Das Ganze ist dann noch flachdichtend, d.h. an den Enden befindet sich jeweils ein Dichtring aus Gummi. Hanf oder Teflonband zum Abdichten waren somit nicht nötig.  

Also, es wird doch…..

Mehr Sorgen bereitete mir der Einbau der Entsalzungsanlage. Zu den Komponenten der Anlage habe ich bereits im vorherigen Artikel etwas geschrieben. Da wir Meerwasser benötigen, musste eine Stelle im Rumpf gefunden werden, an der das Meerwasser entnommen werden kann. Hier kam nur ein Borddurchlass in der Pantry in Frage, über den Salzwasser in die Spüle gepumpt werden kann. Hierfür musste der Borddurchlass umgebaut werden – die Nennweite des Ventils und der Abgangsleitung waren leider zu klein. Aus einem 1/2″ Anschluss musste ein 5/8″ Anschluss gemacht werden, die Salzwasserleitung musste  aber auch noch irgendwie zusätzlich angeschlossen werden. Gott sei dank bekam ich die Bauteile und Abzweige  aus dem Yacht-Versand und musst nicht noch mal zum Großhandel, wo der Verkäufer wieder komisch geguckt hätte. Gleiches galt für das Abwasser, auf Englisch Discharge, was am Ende aus dem Wassermacher raus kommt. Eigentlich ist das kein richtiges Abwasser, sondern Spülwasser, welches die Salze enthält, die in der Anlage zurückgehalten werden – noch salzigeres Salzwasser sozusagen. Discharge trifft es ganz gut. Auch hier hieß es Borddurchlass umbauen und zusätzliche Anschlüsse einbauen. Ich habe dann einen 1 1/2″  Kugelhahn mit 38mm Schlauchanschluss für die Spüle und 3/4″ Abgang für den Wassermacher montiert. Ist doch ganz einfach, oder? 

Langsam wird es voll im Schrank unter dem Spülbecken.

Nun benötigen wir noch einen Süßwasseranschluss für den Wassermacher, denn nach jedem Entsalzungsvorgang muss die Anlage gespült werden. Das Wasser darf aber dabei kein Chlor enthalten, weil es die Membran des Wassermachers zerstört. Da das  Trinkwasser, was im Hafen gebunkert wird aber Chlor enthält, muss das Wasser vorgereinigt werden. Abhilfe schafft hier ein Aktivkohlefilter. Unterhalb der Wasserlinie muss in die Salzwasserleitung zum Schutz der Anlage ein Vorfilter eingebaut werden. Aber wohin mit dem Ding?  Und, wo ist die Wasserlinie überhaupt?  Egal… meine Taktik, so tief wie möglich montieren.

Aktivkohlefilter für das Spülwasser
Meerwasser Vorfilter

Dann benötigen wir noch eine Hochdruckpumpe (unterhalb der Wasserlinie), einen Feinfilter und Druckausgleichsbehälter (oberhalb der Wasserlinie) und die zentrale Einheit mit den Umkehrosmose-Membranen (oberhalb der Wasserlinie). Das ganze wird dann mit 5/8″ Schläuchen der Druckstufe PN10 verbunden, wobei der Discharge – Schlauch  einen Schwanenhals erhalten muss. (Wer sich vorstellen kann, was in diesem Zusammenhang ein “Schwanenhals” bedeutet, kann es gern in die Kommentare schreiben 😉 )

Wassermacher mit Vorfilter im Hintergrund

Ich habe es tatsächlich geschafft, die Vorgaben des Herstellers zu beachten und die Baugruppen wie vorgeschrieben im Boot verteilt.  Eine Sache musste ich mir aber noch überlegen. Was mache ich mit dem aufbereitetem Wasser, welches die Anlage verlässt? Der Hersteller schreibt hierzu nur, dass der kleine 8mm Schlauch, der den Wassermacher verlässt, direkt an den Wassertank abgeschlossen werden soll. Das ist mir aber zu unsicher, denn ich hätte schon gern gewusst, ob die Anlage funktioniert und außerdem wollte ich eine Lösung, bei der ich im Ernstfall nicht unser gesamtes Trinkwasser kontaminiere, falls die Anlage nicht macht was sie soll. Meine erste Idee war, zwei Leitungen zu unseren beiden Tanks zu verlegen. Ich habe mich dagegen entschieden und speise das Wasser direkt in die Zuführungsleitung von den Wassertanks zur Druckerhöhungspumpe des Trinkwassersystems ein.  Diese Leitung verläuft im Boot bis zum einem Verteiler, in dem mittels zweier Kugelhähne ausgewählt werden kann, aus welchem Tank ich Wasser beziehen möchte.  Ich speise die Tanks also rückwärts und ein Tank ist immer vom System abgekoppelt. Vorgabe erfüllt! Zusätzlich verbaue ich noch einen dritten Wasserhahn am Spülbecken  zur die Qualitätssicherung bzw. Probenahme oder um gleich frisches Wasser abzuzapfen. 

Ab sich das alles bewährt, werden wir sehen. Im ersten Schritt wäre ich froh, wenn die gesamte Installation dicht ist und nirgends Wasser austritt. Ob die Entsalzung funktioniert, können wir erst testen wenn wir unterwegs sind. Es bleibt also spannend. 

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