Medizin auf See

Ein entspanntes Notfall-Wochenende liegt hinter uns. Nicht zu vergleichen mit den 1. Hilfe Kursen in Fahrschulen, Sport und Arbeit. Überhaupt nicht. Klar, Theorie muss unbedingt dabei sein. Vor allem das so wunderbar auf den Punkt gebrachte cABCDE Schema. Das muss unbedingt in unsere Köpfe: Wir als Helfer dürfen uns nicht in Gefahr bringen, der Verwundete soll aus der Gefahrenzone gebracht und versorgt werden. Hier ein kleiner Überblick: 

Während wir uns dieses wichtige System einprägen, wird es draußen unruhig. Notfall vom Feinsten. Er liegt auf dem Boden. Die Hose vom rechten Oberschenkel ist aufgerissen, das Blut fließt im Pulsintervall aus der offenen Wunde. Die Blutlache sickert unaufhaltsam zwischen die Pflastersteine. Der eigene Puls schnellt in die Höhe. Ja, es ist eine Übung – und trotzdem reagieren die Nerven. Die Mädels sind bei der Sache. Druckverband…und schon durchgeblutet, mehr Mull! Wo ist die Israelibandage? Rote, nassen Hände, es wird kritisch – schnell abbinden, und es ist so kalt draußen. „Geht es dir gut?“, “Ja, alles super.“ Blutung steht, es ist immer noch kalt. Ach ja, die Rettungsdecke. In eine Ecke den Knoten rein, diesen als Kapuze nutzen und den Körper schön einhüllen. Toller Trick mit dem Knoten. Alle Beteiligten haben was von dem Kunstblut abbekommen, dabei waren es doch nur ein paar Tassen voll. Die klaffende Wunde war ein Stück Schweineschwarte vom Metzger, präpariert mit Schlauch und Pumpe. Die frische Luft hat uns gutgetan und der Anblick hat sich ins Gehirn gebrannt. Und nun? Der 10cm lange Schnitt blutet nicht mehr, so kann es aber nicht bleiben. Wir können Tackern, Kleben oder Nähen… und schon finde ich mich vor einem Holzbrett sitzend mit einem aufgeschlitzten Hühnerbein darauf wieder. Fantastisch. Die Nadel muss also durch beide Hautschichten (links und rechts vom Schnitt), dann auf zurück nur noch durch die obere Schicht. Knotentechnik. Fertig. 1. Naht, 2. Naht, mit jeder weiteren wird es ein
Stück besser. Super. Hühnerbein ist versorgt.

Abschließend, am Tag danach üben wir noch „Zugang legen“. Als erstes muss der dünne Schlauch herhalten. Genau der, mit dem wir gerade einen Saftkarton angestochen haben, und zwar so, wie es später mit der 0,9%igen isotonischen Kochsalzlösung geschehen soll. Also probieren wir der Reihe nach, die Infusionsnadel mit der richtigen Technik in die „Schlauch-Vene“ einzustechen. Mein Versuch fühlt sich wie eine klassische Rollvene an. Nun gut. Technik passt, ist ja nicht soo schwer. Jetzt die Praxis. Arm abbinden, Vene tasten
(das soll wohl im Dunkeln am Besten funktionieren- aber nicht heute, Licht ist an), Desinfizieren, Tasten, Luft anhalten und Stechen. Nadel halten, Plastikkatheter vorsichtig vorschieben, Tupfer, Vene abdrücken, Nadel aus. Das Blut läuft, und zwar ganz schön schnell. Okay, alles wieder raus, Stauschlauch ab und den Tupfer auf die Einstichstelle drücken. Nächster Versuch. Jeder darf mal bei den Freiwilligen. Es ist ultraspannend.

Nur gut, dass es alles nur Übungen sind, Übungen für den hoffentlich nicht eintretenden Notfall.

An dieser Stelle einen ganz lieben Dank an den Doc und an unsere Freunde, die den Kurs bei sich zu Hause ermöglicht haben.

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