Test-Törn mit kleinen Rückschlägen

“Langfahrtsegler reparieren ihre Boote an den schönsten Plätzen der Welt.” So heißt es in der Segelszene. Tja und da ist etwas Wahres dran. In unserem Fall beginnen wir mit den Reparaturen bereits auf unserem Testtörn. Es war aber auch viel schönes dabei. Beginnen wir aber am Anfang…

Nachdem wir GOOD FELLOW im Mai seinem Element übergeben haben, waren wir noch nicht wieder Segeln. Wir haben somit auch noch nicht prüfen können, ob alle Komponenten ordungsgemäß funktionieren. Das sollte planmäßig Anfang Juni stattfinden, damit wir noch reagieren können, sofern irgend ein Bauteil einen Defekt aufweisen sollte.

Claudia und ich haben uns dann (wiederholt) von zu Hause davon geschlichen, in der Hoffung, unsere Jugendlichen bemerken unsere Abwesenheit nicht. In sieben Tagen konnten wir nun das auslaufbereite Schiff auf Herz und Nieren testen.

Unser Ziel war zunächst Sellin auf Rügen, wo wir ein paar Tage bleiben und Arbeiten unter Deck verrichten wollten. Der Rückweg war offen.

Bei bestem Wetter und einem lauen Lüftchen ging es dann über den Peenstrom, zum Greifswalder Bodden. Der Genacker kam zum Einsatz und wir nutzten die Windbedingenen aus, um die Drohne zu testen.   Hier die  ersten Fotos:

Das Wetter war mit uns, wir hatten Sonne und ab und an schoben sich ein paar Wölkchen über den blauen Himmel. Wir hatten zum ersten Mal die komplette Solaranlage in Betrieb und testeten bei diesen Bedingungen ihren Ertrag. Fazit nach einer Woche: Wir haben GOOD FELLOW mit 100% geladenen Batterien wieder verlassen.  Meine Überlegungen zum Stromverbrauch waren wohl ganz gut.  Wir hatten trotz der Bewölkung täglich einen erheblichen Energieüberschuss. Das ist eine gute Basis für den warmen Süden, in dem unser Kühlschrank auf Hochlast laufen wird und unsere Jugendlichen ihre Endgeräte laden möchten. Ich bin mal gespannt.

In Sellin habe ich noch ein paar Geräte in das Bordnetz integriert. Bei der Montage unseres Bord WLANs kam es dann zu einer Störung. Der Router und unser AIS Sender machten komische Sachen. Der Router fiel regelmäßig aus und der AIS Sender zeigte eine Störung an. Kurze Zeit später zeigte er gar nix mehr an. Schöne Schei…. Aber warum? Ich gehe davon aus, dass hier das geregelte Netzteil des WLAN Routers eine Fehlfunktion hatte, die sich irgendwie auf das AIS Gerät übertragen hat.  Das ist aber alles nur Spekulation. Da der AIS Sender keinen Mux mehr von sich gab vermutete ich noch, dass vielleicht im Inneren des Gerätes eine Sicherung eingebaut war. Also hieß es AUFSCHRAUBEN.  Das mache ich eigentlich sehr gerne. Aber leider leider erfolglos. Von einer Sicherung fehlte jede Spur. Ich glaube, dass machen die Hersteller extra so.

Für mich war der Tag gelaufen. Um auf andere Gedanken zu kommen hieß es erstmal Sellin unsicher machen. Und so machten wir Spaziergänge zum Strand und zum Wanderweg auf der Steilküste. Und trotz das wir schon mindestens fünf Mal in Sellin waren, ist es immer wieder sehr schön hier.

Auf dem Weg zum Schiff, pflückten wir noch ein paar Blümchen am Wegesrand. Sie sollen das Cockpit schmücken. Wir waren sehr überrascht, wie viele Insekten von dem kleinen Blütenstrauß angezogen wurden.  Hier ein paar Bilder:

Bis zu unserer Abreise waren die Blumen Anziehungspunkt für viele Insekten. Man könnte meinen, es gibt nicht mehr genügend Blüten auf der Welt. Aber vielleicht waren sie einfach nur nicht gespritzt 😉 .

Über Lubmin ging es dann nach Swinemünde, wo wie Diesel bunkern wollten. Da der Wind auf sich warten ließ, motorten wir zwei Stunden bis wir die Insel Ruden achtern aus hatten. Schon während des Startens des Motors bemerken wir wiederholt graue Abgase. Die wurden zwar mit warmen Motor weniger, aber schnell war klar – hier stimmt was nicht! Der Motor läuft zwar wie ein Bienchen, aber ein beuruhigendes Gefühl bleibt trotzdem. Wir vermuten den Fehler in der Einspritzung. Vielleicht haben Biodiesel und die sechsmonatige Winterpause ganze Arbeit geleistet und die Düsen verklebt.  Ich könnte zwar den Motor alleine reparien, wir haben uns dann aber auf Grund der fortgeschrittenen Zeit bis zur Abfahrt für einen Fachmann entschieden. Der Mechaniker hatte tatsächlich für uns Zeit und hat sich der Sache angenommen. Die Einspritzdüsen sind nun in einer Fachwerkstatt und werden dort überprüft und ggf. repariert. Der Motor soll dann in ein paar Tagen wieder laufen. Es bleibt also auf der Zielgeraden nochmal spannend.

Zurück in Ueckermünde hieß es nun die letzten Arbeiten abschließen. Claudia und ich hatten jeweils eine lange Liste abzuarbeiten als es pötzlich am Schiff klopfte. Es waren drei Damen vom Zoll (nicht vom Grill). “Ob ich denn meine Schiffspapiere mit hätte?” Na klar, die habe ich mit. Meine Einladung, an Bord zu kommen, lehnten die Beamtinnen ab. Also setzten wir uns auf eine Bank außerhalb und ich fragte neugierig, was denn der Zoll von mir möchte. Die Chef-Beamtin kam gleich auf den Punkt. Sie wollte nämlich wissen, ob für das Schiff die Mehrwertsteuer entrichtet wurde. Die Frage ist (für neue Boote) berechtigt, denn es ist tatsächlich möglich, ein Schiff ohne Steuern im Ausland zu kaufen und dann nach Deutschland zu segeln. Die Steuer muss man dann in Deutschland entrichten – aber das vergessen wohl einige Eigner gelegentlich. Um diesen Fragen in Deutschland und auf der Reise aus dem Weg zu gehen und GOOD FELLOW als unser rechtmäßiges Eigentum nachzuweisen, haben wir das Schiff ins Seeschiffsregister eintragen lassen.  Bei dem Eintragungsverfahren wurden alle wesentlichen Sachverhalte, auch die Bezahlung des Schiffes abgefragt. 

Ich legte den Damen also meinen Schiffszertifikat vor, und schon war die Frage nach der MwSt. beantwortet. Auf Nachfrage hin, teilten Sie mir mit, dass der Zoll vorrangig Schiffe bis zu einem  Alter von 10 Jahren überprüft. Sie waren sehr überracht, dass unser Schiff älter als 30 Jahre ist. Das sieht man den Boot gar nicht an…. Über diese Aussage habe ich mich dann noch sehr gefreut.

Zum Schluss ging es dann noch zur Tankstelle. Da wir in Polen keinen Diesel bekommen haben, bunkerten wir hier in Ueckermünde den edlen Tropfen. Ein Segelboot ist bauartbedingt sehr spritsparend, aber ohne Diesel kommen wir dann doch nicht aus. Etwas mehr als 100l später war der Tank dann voll und unsere Bieftasche leer.

Fazit: GOOD FELLOW  wartet auf seine neuen Einspritzdüsen, seinen neuen AIS Transponder und die Crew.  Es kann dann bald losgehen..

Ich kann es kaum erwarten!

Marko

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